25 Jahre in einem Scrapbook

Helen kam auf mich zu und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, ein Scrapbook Projekt zu übernehmen. Ihre Schwiegereltern hatten zu ihrer Silberhochzeitsfeier eine sehr lange Wandzeitung mit einem Zeitstrahl wie alles begann bis zur Silberhochzeit. Darauf waren viele Fotos und einige Ereignisse vermerkt. Nun lag diese schöne Wandzeitung leider zusammen gerollt in der Ecke, weil für eine mehrere Meter lange Wandzeitung zu Hause leider kein Platz ist. Also hatte Helen die Idee, dass wir daraus ein Scrapbook machen. Das war eine besondere Aufgabe, denn dieses Mal war vorher klar, welche Fotos genau untergebracht werden mussten. Normalerweise bastle ich einfach frei Schnauze und verschenke das Scrapbook ohne, dass ich weiß, welche Fotos da genau rein sollen. Dieses Mal war die Vorgehensweise eine andere.

Schritt 1: Überblick verschaffen und Seitenaufbau planen

Schritt 1 war, sich einen Überblick zu verschaffen. Wir rollten nach und nach die Wandzeitung aus und guckten was wir alles unterbringen müssen. Dann haben wir uns vorgearbeitet und den Aufbau der Seiten gemeinsam geplant. Ich habe sie vorher gefragt, ob sie schon Vorstellungen für Farben oder Motive hatte, die eine Rolle spielen sollten, oder Mechanismen, die sie aus meinen anderen Scrapbooks kennt, die sie sehr gern mag, und gern integrieren möchte. Es hat mehrere Stunden gedauert, aber ich war am Ende echt zufrieden.

Ich habe dann am nächsten Tag noch ein Modell gebastelt im Maßstab 1:25, damit sich Helen das Ganze besser vorstellen (habe ihr ein Video davon geschickt) und für mich, damit ich den Papierverbrauch berechnen kann.

Grundmaße und Farbschema

Das Album hat sechs Seiten mit den Grundmaßen 25cm x 25cm. Die Entscheidung im Farbschema fiel auf cremefarbenen Cardstock mit dunkelgrünen und dunkelroten Akzenten. So hat jede Seite oben einen grünen Streifen und unten einen roten. Die Streifen sind 1 cm breit. Hier wurden verschiedene Stationen der Schwiegereltern eingetragen. Zusätzlich haben Helen und Fridolin noch Designpapier ausgesucht in verschiedenen Farben mit Punkten und Streifen. Für die Bildunterschriften haben wir etwas vergilbtes Papier genutzt, auf das Helen mit schwarzem Fineliner die Ereignisse schrieb.

Coverdesign

Für das Cover haben wir uns am Brautstrauß der Schwiegermutter orientiert. Ich habe wenig Ahnung von Pflanzen, daher kann ich die Bestandteile des Straußes nur bedingt benennen. Rote Rosen waren auf jeden Fall dabei, grüne längliche Blätter und Schleierkraut. Ich hatte noch diese roten Papierrosen, die perfekt gepasst haben. Für das Grüne habe ich einfach grünes Tonpapier in der Mitte gefaltet und so eine längliche Blattform ausgeschnitten. Die Perlen haben wir stellvertretend für das Schleierkraut gewählt. Der Brautstrauß hatte auch so ein Spitzenband, deswegen haben wir noch eine Art Schleife mit Spitzenband aus meinem Bestand hinzudrapiert. Unten in der rechten Ecke haben wir zustätzlich ein Stück Tortenspitze hinzugefügt.

Cover mit roten Papierrosen, grünen Blättern, Perlen, Spitzenband und Tortenspitze im Detail

Schritt 2: Seiten erstellen

Die Planung stand also und somit folgte Schritt 2: die Seiten nach Vorgabe erstellen (zuschneiden und zusammen kleben). Da ich das Album in Miniatur schon gebastelt hatte und dort alle Maße eintrug, ging das zusammensetzen recht schnell. So habe ich also alle Grundseiten, Tags und Klappen zugeschnitten und zusammengeklebt. Dann folgten noch die Streifen auf den Grundseiten. Die Basisseiten-Tags hatten auch alle das selbe Design – cremefarbener Cardstock mit den erwähnten Streifen.

Basisseitentag

Schritt 3: Cover herstellen

Als die Seiten fertig waren, folgte Schritt 3: das Cover. Ich habe aus Pappe die drei Coverelemente zugeschnitten (Vorderseite, Buchrücken, Rückseite) und mit Cardstock eingeschlagen. Dann habe ich die abgewandelte Hidden Hinge Bindung erstellt und eingeklebt, das Verschlussband innen angeklebt und die Innenseiten auch mit Cardstock verkleidet. Vorn und hinten erhielten die Innenseiten des Covers auch jeweils eine Tasche mit einem großen Tag.

Covern außen vorn
Cover vorn innen
Cover hinten
Cover hinten innen Tasche

Schritt 4: Seiten an die Bindung kleben

Schritt 4: die Seiten einkleben. Das ist immer der Schritt, der die meiste Konzentration erfordert. Die Seiten müssen an die Bindung geklebt werden. Dazu nimmst du alle Tags raus und schaust, dass dir möglichst wenig im Weg ist und dann hilft nur Geduld und Ruhe. Ich nutze immer doppelseitiges Klebeband, was an den Bindungsstreifen befestigt wird. Erst ziehe ich an einer Seite die Schutzfolie ab und stülpe die Seite über den Bindungsstreifen. Wenn sie richtig sitzt (möglichst grade), drücke ich sie an den Streifen an. Dann ziehe ich auf der anderen Seite die Schutzfolie ab und drücke die Seite dort auch an. So klebst du nach und nach alle Seiten in der richtigen Reihenfolge und richtig rum an die Bindung.

Schritt 5: Designpapier, Fotos, Verschlüsse und Deko

Dann war meine alleinige Arbeit abgeschlossen und ich habe das Scrapbook geschnappt und gut verpackt zu Helen transportiert. Dort haben wir in Schritt 5 dann die Designpapiere zurecht geschnitten und eingeklebt und darauf die Fotos drapiert. Auch die Magnete, die die einzelnen Klappen teilweise geschlossen halten, haben wir erst jetzt angebracht, damit uns nichts im Weg ist. Die Magnete haben wir mit kleinen Blümchen, die ich aus dem cremefarbenen Cardstock ausgestanzt habe, beklebt, damit sie etwas verdeckt sind. Das ist ein schönes Dekoelement, finde ich. Für die Basisseiten-Tags haben wir Kreise aus dem cremefarbenen Cardstock ausgestanzt und als Reiter zum rausziehen an die Tags angebracht.

Scrapbook grundlegend fertig

Seitenaufbau des fertigen Albums

Das war im Großen und Ganzen der Herstellungsprozess. Jetzt zeige ich noch den Aufbau der einzelnen Seiten. Die Mechanismen sind zumeist recht einfach, aber bieten viel Platz. In diesem Beitrag siehst du das Album nur „roh“ ohne Designpapier, da wir immer direkt das Designpapier und die Fotos aufgeklebt haben. Um die Personenrechte aller Abgebildeten zu wahren, habe ich also das Album abfotografiert als es noch bei mir war (zwischen Schritt 4 und 5).

Seite 1

Vorn befindet sich eine Klappe, die sich nach oben aufklappen lässt, und über die gesamte Breite der Seite verläuft.

Seite 1 vorn
Seite 1 vorn

Auf der Rückseite gibt es eine seitliche Klappe.

Seite 1 hinten
Seite 1 hinten

Seite 2

Eine seitenbedeckende Klappe, die sich nach außen öffnet, befindet sich auf der Vorderseite.

Seite 2 vorn
Seite 2 vorn

Hinten gibt es drei Klappen – eine nach oben, eine nach unten und darunter eine seitliche Klappe nach außen.

Seite 2 hinten
Seite 2 hinten

Seite 3

Hier haben wir uns für einen seitlichen Wasserfall mit vier großen Klappen entschieden.

Seite 3 vorn

Hinten ist der Blickfang der Seite ein großer Tag, der mit Hilfe von Magneten, alles darunterliegende verschließt. Wenn man diesen Tag weg nimmt, stößt man auf zwei Klappen, die sich wie ein Tor zu beiden Seiten öffnen lassen. Dann folgt noch eine große Klappe nach oben und auf der Grundseite befindet sich noch ein kleiner Wasserfall mit zwei Klappen.

Seite 3 hinten
Seite 3 hinten

Seite 4

Auf Seite 4 öffnet man erst eine seitendeckende Klappe zur Seite und kann dann noch eine schmalere Klappe nach oben aufklappen.

Seite 4 vorn
Seite 4 vorn

Auf der Rückseite habe ich oben links einen Wasserfall mit drei Klappen angebracht.

Seite 4 hinten

Seite 5

Es geht weiter mit drei Klappen – eine nach oben, eine nach unten und eine nach rechts. Hier ist die obere Klappe etwas höher als die untere.

Seite 5 vorn
Seite 5 vorn

Hinten nutzten wir wieder eine seitendeckende Klappe.

Seite 5 hinten
Seite 5 hinten

Seite 6

Die letzte Seite beginnt auf der Vorderseite mit einem Wasserfallmodell mit sechs Klappen. Falls du wissen möchtest, wie man das erstellt, schau in dieses Video.

Seite 6 vorn
Seite 6 vorn

Das Album endet auf der Rückseite mit einer Seite, auf der eine schmale seitliche Klappe angebracht ist.

Seite 6 hinten
Seite 6 hinten

Video

Ich habe nachdem ich mit meinem Teil fertig war und bevor ich das Scrapbook mit zu Helen nahm, ein Video gefilmt. Du siehst also zum ersten Mal hier ein Scrapbook im nicht ganz fertigen Zustand.

Eine absolute Premiere in zweierlei Hinsicht: Einmal, weil die Fotos vorher schon feststanden und das Endprodukt dann mit eingeklebten Fotos verschenkt wurde und zweitens ist das das erste Album bei dem keine Glitzersteine zum Einsatz kamen. 😀 Ich habe dieses Mal auch die Zeit getracked, um mal zu sehen, wie lange ich an so einem Scrapbook sitze. Für das Grundgerüst habe ich ca. 12,5 h gebraucht und Helen und ich haben zusammen noch mal ca. 16 h gebastelt, bis es fertig war. Das heißt ich brauche wahrscheinlich, je nachdem wie aufwendig das Scrapbook gestaltet ist, zwischen 20 und 30 h – damit du mal eine grobe Orientierung hast, wie lange so etwas dauert.

Die beschenkte Schwiegermutter hat sich extrem gefreut und war wirklich sehr gerührt. Das ehrt mich sehr, wenn meine Arbeit gewürdigt wird. =) Die Begeisterung war laut Helens Bericht wirklich außerordentlich groß und ich hoffe, dass ganz viele Leute das Album sehen werden (da bin ich mir aber ziemlich sicher, dass das passieren wird).

Falls das der erste Scrapbook Beitrag ist, den du hier liest und du mit einigen Begriffen (Tag, Hidden Hinge Bindung,…) nichts anfangen kannst, schau gern in meinen ersten Scrapbook Beitrag. Da habe ich Grundbegriffe erklärt und zeige auch ausführlicher wie ich Cover und Bindung erstelle. Ich verlinke dir hier alle anderen Scrapbook Beiträge. Das sind tatsächlich schon einige. =) Viel Spaß beim Stöbern. Wenn du Fragen hast, immer her damit.

Eri

1 Kommentar zu „25 Jahre in einem Scrapbook

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